Donnerstag, 5. September 2013

17.08.2013: Nordalpenweg Etappen 44, 45

Blick ins Stanzertal
Es war also so weit. Drei Jahre, nachdem wir die große Tour am Lechtaler Höhenweg gemacht haben (ein kleines Stückchen folgte 2012 im Anschluss an die Zugspitze), die wir in Pettneu beendeten, kehrten wir wieder an den Tatort des Geschehens zurück. Am Vorabend stiegen wir von St. Anton auf die schnuckelige Leutkircher Hütte auf.

Es war nach sechs Jahren meine letzte Tour am Nordalpenweg. Start war am 02.08.2008 in Weißenbach an der Triesting. Seit dem Karwendel westwärts hat mich übrigens der Klaus auf allen Touren begleitet, sehr nett von ihm.

Ein Motto für die Tour hat sich ziemlich schnell eingeschlichen: hier im Westen legt man auf den Hütten Wert darauf, dass die Berge so schmecken, wie die Hüttenwirte und -innen glauben. Sehr beliebt dabei in mehreren Hütten: die geselchte Hirschwurst. Für die wird von den So-schmecken-die-Berge-Inspektoren  (mutmaßlicher Leitspruch: "Wirt! Wo ist die Hirschwurscht?!?") vermutlich erst Provision bezogen; anschließend wird sie von der top-regionalen Fa. Wucher (sic!) Zell am See aus irgendeinem Zentrallager auf sämtliche So-schmecken-die-Berge-Hütten im Ostalpenraum heliportiert.
Das Tourenmotto
Ansonsten war jetzt die Leutkircher Hütte kulinarisch gar kein Hotspot der Region. Besonders das Frühstück war doch eher, na ja, armselig (ungetoastetes Toastbrot?!), über das Preis-Leistungs-Verhältnis schweigen wir auch lieber. Das sollte sich im weiteren Verlauf der Tour zum Glück bessern. Ernsthaft zu beanstanden gab es allerdings auch nichts.
Leutkircher Hütte
Frisch-fröhlich ging es also Richtung Almajurtal, wobei hier recht bald eine ordentliche Felswand auf schmalem Band zu queren ist. Höhenangst sollte man hier keine haben, aber an sich doch einfach zu begehen. Die 01-Hauptroute geht übrigens über die Ulmer Hütte, aber wir wollten doch heute noch bis ins Lechquellengebirge vordringen und haben daher diesen auch im Wurstführer beschriebenen Abschneider gewählt.
Am Ende das Almajurtales
Früher hat man über den Pfad angeblich die Kühe aufgetrieben, haben uns die lieben Damen auf der Erlachalp erzählt, ob wir das glauben sollen? Konnte jedenfalls nur unter schweren bovinen Verlusten abgegangen sein. Ansonsten bietet sich die Erlachalp für eine Rast an, der Sperrmüll, der sich in 30 Jahren dort oben angesammelt hatte, wurde auch gerade während unserer Anwesenheit entsorgt. Für irgendwas muss man ja eine Alp benutzen, wenn sich die Milchwirtschaft nicht mehr auszahlt.
Doch ganz prickelnde Wegführung
Weiter geht's rauf auf das Erlijoch, von wo aus man nochmal die ganze Pracht des Vallugamassivs bestaunen kann. Der Weg über das Joch selbst wurde aus unerfindlichen Grüden so verlegt, dass man ca. 20 Höhenmeter Fleißaufgabe machen muss und dann zum Joch ABSTEIGEN. Weiter spaziert man dann gemütlich zur Stuttgarter Hütte, mittagessen. Enter Vorarlberg! Von der Stuttgarter Hütte über Zürs zur Ravensburger Hütte hatten wir, aus verschiedenen Quellen zusammengetragen, fünf bis fünfeinhalb Stunden veranschlagt. Fünfeinhalb stand auch auf dem Wegweiser. Die Wegweiser muteten ab hier fremdartig schweizerisch an, weiße Tafeln mit blauen Markierungen für "schweren Bergweg". Nur nicht glauben, blau ist leicht, wie sonst überall!
Vom Erlijoch
Wir zum germanischen Hüttenwirt: "Wie lang braucht man denn zur Ravensburger Hütte?"
Hüttenwirt: "Sieben Stunden mindestens!"
Wir: "Aber am Wegweiser und im Führer stehen fünfeinhalb?"
Hüttenwirt: "Ja, aber das ist ohne Gepäck. Und ohne Höhenmeter."
Aha.
Stuttgarter Hütte
Wir Weicheier lassen uns natürlich sofort ins Bochshorn jagen, gesundheitlich etwas angeschlagen bin ich leider auch. Daher beschließen wir, es gemütlich anzugehen, nach Lech abzusteigen (auch eine Variante aus dem Wurstführer, wir sind eh brav) und von dort mit dem Bus zum Spullersee. Ist auch noch weit genug. Ist eh ein netter Plan. In Lech ist Halli-galli, Oldtimerkorso, Mercedesausstellung, Hochzeit, Blasmusik, massenhaft Touristen. Dabei jammern die Lecher immer so, dass sie im Sommer alles zusperren müssten, überhaupt ohne Golfplatz (Insiderinfo). Super Eiskaffee im Stadtzentrum.
Lech - immer was los
Und die Busverbindungen sind der HAMMER: HALBSTÜNDLICH fahren von früh bis spät 50er-Linienbusse die superschmale Mautstraße zum Spulersee und zum Formarinsee auf 1900 m hinauf. Natürlich gratis für Lechcardbesitzer, als Alpenvereinsgast bekommt man sowas ja leider nie und muss zahlen. Manchmal sind die Busse so voll, dass gar nicht alle mitkönnen, erzählt der Busfahrer. Bergwärts am späten Nachmittag waren wir aber dann doch alleine. Ein kleiner Spaziergang vom Spullersee hinauf zur Ravensburger Hütte rundet den Tag angenehm ab.
Spulersee von der Ravensburger Hütte
Die Ravensburger Hütte ist nicht nur Kletterstützpunkt, sondern auch extrem sympathisch. Top-professionell geführt, Super-Küche, großartiges Frühstücksbuffet mit WIRKLICH regionalen Produkten (von der Alp nebenan nämlich), eigene Hühner und Schweine (!). Nicht ganz billig. Aber sehr gepflegt die Anlagen und sehr freundlich die junge Kärntner Wirtin ("Ich habe mich in den Arlberg verliebt"). Ein sehr positiver Ausklang des Tages.
Rohnspitze mit Saustall von der Ravensburger Hütte
Eckdaten:
  • Etappe 44: Leutkircher Hütte (2252 m) - Stuttgarter Hütte (2303 m)
  • Etappe 45: Stuttgarter Hütte (2303 m) - Lech am Arlberg (1444 m) - Ravensburger Hütte (1948 m)
  • Nettogehzeit: ca. 6½ h
Etappeneinteilung und Höhenangaben: Wurst / Rachoy / Messeritsch, 2001

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen